Rundgang durch die Stadt
Das ‘Städtle' Trochtelfingen
25 km südlich von Reutlingen und 33 km nördlich von Sigmaringen - ist ein liebenswertes und gemütliches Städtchen, in dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begegnen.
Unser Trochtelfingen, wie es sich heute nach der gelungenen Stadtkernsanierung dem Besucher öffnet, ist das Städtle des Mittelalters - geprägt durch die Grafen von Werdenberg (1316 - 1534) - ist das Städtle der Fachwerkhäuser - mehrheitlich nach dem großen Stadtbrand 1726 erbaut - und ist das Städtle der Handwerker und Kleinbauern - wiewohl diese Zeit vergangen ist -. Der Strukturwandel hin zu moderner Arbeitswelt ist gelungen - zwar spät und mit einigen Rückschlägen. Das einst hohenzollerische Städtchen gehört heute zum Kreis Reutlingen. Die Gesamtstadt, zu der die Orte Hausen, Mägerkingen, Steinhilben und Wilsingen gehören, hat um 6400 Einwohner.
Im Jahre 1600 hatte Trochtelfingen 600 Einwohner, 1748 waren es 1148, im Jahre 1948 nur 1112. Heute wohnen um 3500 Personen im "Städtle". Die bauliche Weiterentwicklung über den Stadtkern hinaus erfolgte mit der Aufgabe der Stadtbefestigung um 1810 /15.
Geschützter Stadtkern – mittelalterliche Prägung:
1979 trat die Satzung über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes ‘Stadtkern Trochtelfingen’ in Kraft. Die Gesamtanlage ‘Stadtkern Trochtelfingen’ wurde dem Schutz des Denkmalschutzgesetzes unterstellt. Die Vorgabe war klar: Geschützt sollte das im Mittelalter entstandene und in seinem Charakter erhalten gebliebene noch klar erkennbare Ortsbild der Stadt Trochtelfingen werden.
Erste Sanierungsmaßnahmen wurden von den Gebrüder Schoser kurz nach dem Krieg vorgenommen. Sie legten Fachwerke frei und bestrichen sie mit Ochsenblut. Einige Hausbesitzer folgten… Die darauffolgende Zeit hatte aber noch kein Gespür für Überliefertes und Erhaltenswertes. Erst gegen Ende der 70-er Jahre setzte eine Sinnesänderung ein.
Unser Gang durch die Altstadt
beginnt am Schlossplatz und endet am Pulverturm, neben dem Schloss.
Bitte beachten Sie die Info-Tafeln(abgekürzt: I -T) aus Bronze-Guss, deren Textinhalte wesentliche Aussagen zur Geschichte der Gebäude geben.
1. Schlossplatz
- Hier begegnen wir in besonderem Maße der Vergangenheit. –
Im Jahre 1316/17 überließ Graf Eberhard von Württemberg seiner Tochter Agnes, die den Grafen Heinrich von Werdenberg geheiratet hatte, Trochtelfingen zur Aussteuer. Die Herrschaft der Werdenberger dauerte bis 1534 und darf mit Fug und Recht als Blütezeit der Stadt Trochtelfingen gesehen werden.
Die Tochter Anna des Grafen Christoph von Werdenberg (letzter seines Geschlechts) heiratete den Grafen Friedrich III zu Fürstenberg. Die Herrschaft fiel somit an das Geschlecht der Fürstenberger - bis zum Jahre 1806, als Napoleon I das Fürstentum Fürstenberg aufhob.
Das Schloss
Wir erkennen drei Eingänge: den ursprünglichen und bis 1869 einzigen Eingang durch das Türmchen, links davon die zwei ‘neuen' Türen. In dem schon erwähnten Jahre 1869 ging das Schloß durch Kauf in den Besltz der Stadt über, die es von nun an als Schul- und Rathaus nutzte. Lange Zeit war die Volksschule dreiklassig. - 1967 wurden die oberen Klassen in die neuerbaute Hauptschule in der Hohenbergstraße verlegt. Die Grundschule ist bis heute im Schloß geblieben.
Interessant ist ein Blick auf die Schloßbühne mit ihrem mächtigen Dachstuhl, als Hängewerk gezimmert. Ein Großteil des verwendeten Eichen- und Fichtenholzes weist Flößspuren auf.
Wir schauen hinauf aufs Türmle. Wir erkennen das 'Lumpaglöckle' mit der Inschrift:
Stefan Cavel langgewester Schuldtheis und Burgermeister zu Trostelfingen 1750. Das Glöcklein wurde früher um 23 Uhr in der Sommerzeit, um 22 Uhr in der Winterzeit geläutet. Es sollte den Verirrten und denen, die noch unterwegs waren, eine Bleibe verkünden. Zu späterer Zeit wurde es auch vom Nachtwächter geläutet. Es wies den Lumpen, die allzulange im Wirtshaus verblieben, den Weg nach Hause. Daher Lumpaglöckle, das zum Ausdruck brachte: Lump gang hoim! Das Schoss erfuhr in den beiden letzten Jahrhunderten mehrere Umbauten und Restaurierungen, die letzte aus dem Jahr 2010-2013
Wir erinnern an eine dunkle Zeit, die Zeit der Hexenverfolgung. Hier im Schloss wurden die armen Frauen eingesperrt, gefoltert, zum Geständnis gezwungen, über sie Gericht gehalten und zum Tode durch Verbrennen verurteilt. - Zuvor wurden sie enthauptet. -
Erwähnt seien hier u. a. acht Frauen aus Ringingen, Melchingen und Salmendingen. (M.: Agathe Huber, Anna Burkard - S.: Barbara Schmid, Margarete Kromer, Barbara Emele, Anna Völklin - R.: Anna Klinger, Barbara Schnitzer - 1596)
2. Zehntscheuer der Herrschaft
Um 1714 gab es in Trochtelfingen fünf Zehntgänger, welche die Zehntgarben von allen Halmfrüchten auszählten. Außerdem gab es sechs Fuhrleute, die die Zehntgarben heimführten, Zehntgänger wie Fuhrleute wurden auf ihre Arbeit vereidigt. Auch das Dreschen wurde alljährlich vergeben. Für diese Zehntscheuer - es gab noch eine zweite - wurden ein Scheuermeister und fünf Drescher bestellt. Belohnt wurden die Bediensteten mit einer genauestens vorgeschriebenen Menge Frucht.
3. Rentamtskanzlei
Text folgt noch...
4/36 Der Hohe Turm
Er war ein wichtiges Glied der Stadtbefestigung. Neben der Verteidigung der Stadt diente er auch als Beobachtungsposten. Mittels Rauch- und Lichtzeichen konnten Nachrichten weitergegeben werden.
Ausmaße: Mauerstärke unten: 2.80 m, Höhe: 28 m, Umfang: 48 m.
Diese alten Grenzsteine wurden sichergestellt. Sie fanden am Hohen Turm einen neuen geeigneten Platz.
5. Im Schlossgarten
blicken wir weit in die Vergangenheit zurück.
Wir erkennen die innere und mittlere Stadtmauer. Die äußere ist nicht mehr vorhanden.
Im Seckachtal - von hier aus nicht einsehbar - steht eine der vier Mühlen Trochtelfingens, die Untere Mühle. (Info-Tafel) Aufgeführt ist die Jahreszahl 1442, als sie von den Württembergern als Erblehen vergeben wurde.
Im Umfeld der Unteren Mühle standen Öl -, Schrot-, Gips- und Walkmühlen. Als letzte wurde die Ölmühle beim Bau der Umgehungsstraße um 1960 beseitigt.
Stadterhebung Großbrand im Jahre 1320
1320 wurde das Städtle vollständig zerstört. Graf Heinrich von Werdenberg sorgte danach für den Wiederaufbau und für eine neue Befestigungsanlage. Die Stadterhebung erfolgte durch die Pfalzgrafen von Tübingen (13. Jahrh.).
6. Kirchplatz - Friedhof
Vom Schloss zur Kirche führte ein Steg, den die Herrschaft der Fürstenberger benutzte. Dieser wurde 1813 abgebrochen. Bis 1501 diente der Kirchplatz als Friedhof. Fresko: ‘Im Garten Gethsemane‘ - Südwand außen - Ende 15. Jahrh.
7. Kirche St.Martin
- 1501 zur Kollegiatkirche (Stiftskirche) erhoben –
- Das Alter der Kirche: Chor und Unterteil des Turmes sind nach 1320 entstanden, die Erbauung des Langschiffes ist auf 1451 datiert.
- Eine große Veränderung brachte das Jahr 1823 mit einem Kostenaufwand von 4 100 Gulden. U. a. erhielt das Langhaus statt der mehrteiligen Holzdecke ein verputztes Tonnengewölbe, das auf dem Stucksims aufsitzt.
- Das Kreuz: 1. Hälfte des 17. Jahrh. Die barocke Fassung erhielt es später.
- Die drei trauernden Frauen: Maria Mutter Gottes, Maria Magdalena und Maria die Frau des Kleophas-um 1430 - (Trochtelfinger Meister)
- Plastiken im Chor: hl. Martin (links), hl. Nikolaus (rechts) und weitere Plastiken im Langhaus aus den Kapellen des Ortes, der hl Georg, hl. Nikolaus, hl. Katharina, hl. Konrad (Südseite) und auf der Nordseite die Madonna auf der Mondsichel. Den Marienaltar schmückt eine Mater amabilis aus der Ulmer Schule (um 1450)
- Deckenmalerei im Chorrippengewölbe: Christus als Weltenrichter, 14. Jahrhundert.
- Fresko: das Jüngste Gericht - um 1480 - (Nordwand)
- Grabmal des Johannes von Werdenberg - 1465 (beim Josefsaltar) Unter dem Josefsaltar lag die Gruft der Werdenberger. Hier wurden 12 Grafen beigesetzt.
- Orgelprospekt: Schreinergotik aus dem Jahre 1869 (bis 1963 waren Altar und Seitenaltäre mit solcher Schreinergotik ausgestattet). Weitere Informationen über Kirche und Kapellen sind im Kirchenführer nachzulesen.
8. Magdalenenpfründe
Im 14. / 15. Jahrhundert entstanden neun ‘Pfründe‘, die meist von herrschaftlichen Mitgliedern gestiftet wurden. Jede Pfründe stellte einen Kaplan, dem ein sog. Kaplaneihaus zur Verfügung stand, ebenfalls ein Altar, wo er für die Stifter hl. Messen lesen konnte, um deren Seelenheil zu erwirken.
9. Pfarrgasse
Die Häuser entlang der Pfarrgasse gehörten zur Kirche und waren ursprünglich Kaplaneihäuser, wobei eines (Info-Tafel) wohl bis 1747 Schulhaus war. Die ersten Schulanfänge um 1500 gingen auf die Initiative der Kirche zurück.
10. Pfarrscheuer
1838 erbaut. Sie diente zur Unterbringung der Feldfrüchte, die zum großen Teil aus Zehntabgaben stammten.
- Das Jahr 1860 brachte die endgültige Ablösung der Zehntabgaben. -
1986 entschloss sich die Pfarrgemeinde für einen Umbau. Da dieser in das Stadtkernsanierungsprogramm aufgenommen wurde, konnte die Finanzierung gesichert werden. Heute wird das ‘Heim‘ in vielfacher Weise genutzt.
11. Scheuer der Stadtmühle
1883 erbaut - 40 Meter lang - mit Kammern für Knechte und Mägde über den Ställen. - Die südliche Längsmauer ist mit der mittleren Stadtmauer identisch.
12. Stadtmühle
Um 1500 erwähnt - Ins Jahr 1847 fällt die Allodifikation (Umwandlung des Lehens in Eigenbesitz), ebenfalls die Aufhebung des Mühlbannes von Ringingen und Salmendingen. - 1871/72 trat neben die Wasserkraft die Dampfkraft. Stadtmüller Diebold erstellte einen Dampfkessel und einen 20 Meter hohen Schornstein. Doch das Allheilmittel war die Dampfkraft nicht.
- Sie verbrauchte pro Tag einen Raummeter Holz! -
Zwei weitere Mühlen stehen noch seckachaufwärts (außerhalb der Stadtbefestigung): die mittlere Mühle - 1671 erstmals genannt, sie mahlte bis 1969 - und die äußere Mühle - schon vor 1300 in württembergischem Besitz, sie mahlte bis August 1953.
13. Alte Brunnenstube bzw. Pumphaus
Im 16. /17. Jahrh. erbaut. Die Südmauer ist ein Teil der mittleren Stadtmauer.
Von hier aus pumpten die ‘Fürstenberger‘ Wasser zum Schlossbrunnen, 1881 wurde die Brunnenleitung, 1908 die erste Hauswasserleitung gebaut. Ab 1958/59 hatte dieses Pumpwerk ausgedient.
Gerber- und Waschhäusle: Wie überall wurden die Wasserläufe vielseitig genutzt. Neben dem Pumphaus standen das Gerberhäuschen und ein Waschhäuschen. - Gegerbt wurde bis kurz nach der Jahrhundertwende. Der Gerbvorgang beanspruchte mindestens ein Jahr.
Es galt der Spruch: So lange das Leder zubereitet wird, solange läufst du darauf.
14. Badstuben
In Trochtelfingen gab es zeitweise deren zwei. - Mit dem Baden war häufig das Scheren verbunden. Die Inhaber der Badstuben nannte man Bader oder Barbiere, die auch einfache chirurgische Tätigkeiten verrichteten und Wunden zu heilen versuchten. -
Kosten für ein Bad: 3 Heller für Männer, 4 Heller für Weibspersonen, 1 Heller für Kinder.
16. Mittleres Waschhäusle
Um 1792 erbaut - Es erinnert an die Zeit, als viele Frauen mit ihrer Wäsche hierherkamen und diese nach bestimmtem Waschvorgang wuschen. Zwei Tage lang dauerte das Einweichen.
Man verwendete Asche - am liebsten vom Buchenholz - und Seckachwasser. Dann schrubbte man die Wäsche am Brett, direkt an der Seckach. Über Nacht ließ man sie im Kessel aufkochen Es folgte das Abbrühen mit heißem klarem Wasser. Aufgehängt wurde zu Hause. Auf diese Weise wurde hier bis in die 30er-Jahre gewaschen.
Blick zum Bahnhof
Die Strecke Gammertingen -Trochtelfingen - Kleinengstingen wurde am 5.November 1901 eingeweiht. Nach einigen Jahren des Stillstandes werden heute wieder Personen und Güter befördert, an Sonn- und Feiertagen verkehren gelegentlich auch Nostalgie-Züge.
17. Bräuhaus - Albquell-Brauerei
Früher gab es im Städtle fünf Brauereien. Die Herrschaft hatte eine eigene Brauerei. Ein paar Häuser besaßen das Brennrecht (Frucht, Kartoffeln...). Heute ist ‘Albquell‘ mit ihrem gern getrunkenen Bier noch einzige Brauerei am Ort.
Im Bräuhaus mit Gästehaus (Bierkrugmuseum) stehen 37 Gästebetten bereit.
Bei der Brücke stand bis 1937 das obere Waschhäusle, danach die Molkerei. Fast 40 Jahre lang war diese Treffpunkt für Jung und Alt.
18. ‘Rössle‘
früher das ‘Weiße Rössle‘ genannt
Das ‘Rössle‘ ist ein beachtliches Restaurant und Hotel. Es gehört zu der über ganz Deutschland verbreiteten Flair-Hotel-Gruppe. Mit Hallenbad, Sauna, Solarium und Nebenräumen, sowie 55 Betten bietet es Behaglichkeit und familiäre Atmosphäre.- Das Handwerk hatte sich 1655 zu einer Zunft vereinigt. 1717 wurde diese in vier Zünfte aufgeteilt. Jede Zunft hatte eine eigene Herberge und einen eigenen Schutzpatron.
19. Erhardkapelle
auch Friedhofkapelle genannt
Erstmals 1363 erwähnt. Etwas Besonderes sind die Fresken, die Heinrich Gretzinger, ein Trochtelfinger, um 1430 gemalt hat. Diese Fresken waren lange Zeit zugeputzt. Erst 1910 wurden sie wieder freigelegt und restauriert.
20. Der Spittel (Spital) Bahnhofstraße 1
Noch bis zu Beginn des 20. Jahrh. wohnten hier ältere alleinstehende Leute, vom Spitalvater betreut (Spittelvogt). Auch das Leprosen- bzw.- Siechenhaus dürfte in der Nähe gestanden sein. Der hl. Erhard galt als Patron der Kranken. Der alte Spittel wurde im vergangenen Jahrhundert abgebrochen, heute ist es ein Wohnhaus.
21. Stadtbrunnen
Er steht erst seit 1842 an dieser Stelle. Vorher stand er oberhalb des unteren Tores mitten auf der Marktstraße. Lange Zeit war er fürs untere Städtchen einziger Wassergeber - neben der Seckach. Heute noch schöpfen einige Leute Wasser aus dem Brunnen. Früher taten dies die Einheimischen und das fahrende Volk.
22. Schmalzgasse
Nun schauen wir die Schmalzgasse entlang, deren Häuser erst nach 1815 erbaut wurden. In den Kellern dieser Häuser kann man noch Reste der mittleren Stadtmauer entdecken. Rechts der Straße verlief die äußere Stadtmauer. Schauen wir zwischen den Häusern der linken Straßenseite hindurch, sehen wir die innere Stadtmauer an die die Häusergiebel der ‘Unteren Gasse‘ direkt anstoßen und deren Fenster in die Mauer eingebaut sind bzw. waren.
23. Lindenplatz
Früher stand hier beim Diebesturm ein altes Haus, das als Schlacht - Wacht- und Leiterhaus (für die Feuerwehr) diente. Dieses mußte 1839 dem neuen Backhaus weichen. Die Gemeindebäckerei bestand bis 1959.
24. Unteres Tor
Mehrere Geschichten und Tragödien spielten sich im Laufe der Zeit um das Tor herum ab. Feinde forderten Einlaß. 1388 begehrten Reutlinger eingelassen zu werden. Da ihnen dieses verwehrt wurde, gingen sie hinaus auf die Felder und töteten 20 Leute, die bei der Feldarbeit waren. 30 führten sie gefangen fort.
25. Modehaus Schoser
Dieses Haus besaß früher das Recht, Salzhandel zu treiben, der immer wieder Streit zwischen der Herrschaft und der Stadt verursachte. Wahrscheinlich hatte die Stadt zuerst den Handel mit Salz betrieben.
26. Gasthaus zum ‘Greifen‘
Der ‘Greifen‘ reicht bis ins Mittelalter zurück. Bei der Aufteilung der Zunft auf vier Zünfte wurde er Herberge der zweiten Zunft, die Zunft der Bäcker, Metzger, Bierbrauer... Zum Greifen gehörten eine Brauerei, Schnapsbrennerei und Landwirtschaft.
In den 30er-Jahren hatten Juden ihr Domizil im ‘Greifen‘. Von hier aus betrieben sie ihren Handel mit Pferden, Kühen und Kleinvieh. Der alte ‘Greifen' - vor 1957 - war um ein Stockwerk höher.
27/28. Blick in die Untere und Obere Gasse
Bezeichnend ist bzw. war die enge Aneinanderreihung der Häuser mit Stall und Scheune, aber auch einer Werkstatt für Schreiner, Messerschmied, Wagner. .
Ohne etwas Landwirtschaft konnten die Handwerker kaum leben.
An der Stelle des Parkplatzes (Untere Gasse) stand der Farrenstall (bis 1977) und bis 2000 das Fachwerkhaus der Flaschnerei Seitz. . An mehreren Stellen ist die innere Stadtmauer (Nord und Westseite) in ihrer vollen Höhe und Mächtigkeit zu sehen.
29. Gasthaus Hirsch und das Spohnsche Haus
besaß das Monopol für den Eisenwarenhandel. (Marktstraße 25)
Gegenüber (Postagentur) stand der "Hirsch", der 1921 abbrannte. Er war im letzten Jahrhundert eine herausragende Gastwirtschaft, nicht nur der Größe wegen. Der Ostgiebel war 21 m hoch, die Länge zur Seckach hin betrug 20 m.
Hier kehrten auch Herzöge mit ihrem Gefolge ein.
30. Marktstraße 20
Text folgt noch...
31. Ochsen - früher Goldene Krone
Im Jahre 1726, am 11. September, brach hier im Garbenbarn ein Feuer aus. Die Leute waren auf dem Feld. Rasch griff das Feuer um sich. Nach zehn Stunden waren 52 Häuser zerstört, 72 Haushaltungen und 15 Einzelpersonen obdachlos. Armut und Not herrschte im Städtle. Beim Wiederaufbau entstanden nach und nach die schönen Fachwerkhäuser, die heute dem Städtle das Gepräge geben.
Das heute sichtbare Fachwerk wurde erst 1976/77 bei der gründlichen Renovation freigelegt, wobei eine Mauer dahinter die Tragfunktion übernommen hat. Dabei fällt auf, daß ein Teil der Südseite kein Fachwerk hat. Im Jahre 1926 stürzte die Südwestecke ein. Beim sofortigen Wiederaufbau wurde auf Fachwerk verzichtet. Heute ist der "Ochsen" ein Speiserestaurant.
Das Marktrecht wurde wohl mit der Erhebung Trochtelfingens zur Stadt verliehen. Die Goldene Krone war Mittelpunkt des Marktgeschehens für den Getreide- (Veesen, Haber) und Fruchthandel (Bohnen, Erbsen, Linsen-.).Die Marktstände standen unter Arkaden und in Räumen. Man nannte solche Stände: Schrannen.
Jahrmärkte sind bis heute erhalten geblieben: der Fasten-, Pfingst-, Matthäus- und Martinimarkt (Nationalfeiertag im Städtle). Seit 1975 ist auch der Christkindlesmarkt eingebürgert.
32. Rathausplatz 1
Das Gebäude wurde 1747 als Rathaus erbaut.
33. Marktstraße
Wir gehen die Marktstraße hoch und betrachten rechts die Fachwerke und links den Neubau. Es gehörte nach dem großen Brand Mut dazu, solch hochragende, mächtige Gebäude zu erstellen. Wie diese bei der allgemeinen Armut finanziert wurden, bleibt ein Rätsel.
Das Fachwerk der Schloßapotheke wurde zuletzt – 1993 - hervorgeholt.
Silberburg: Baujahr 1715 bzw. erste Nennung. Das Fachwerk wurde 1954 freigelegt. Umfassende Sanierung 1987.
34. Oberes Tor - Pulverturm
Der Bereich um den Pulverturn wurde bei der Stadtkernsanierung neu gestaltet. Dazu mußten vier Gebäude weichen.
Der Turm wird heute vom Trochtelfinger Narrenverein ‘Schrei au‘ genutzt. Südwestlich gegenüber stand der Bierturm, der ebenfalls zur Verteidigung des Oberen Tores diente. Um 1730 war die herrschaftliche Brauerei hier untergebracht, daher wohl der Name ‘Bierturm’.
(Siehe auch Info - Tafel an der Schloss-Nordseite)
35. Kapellgasse – Am Graben
Zum Schluß werfen wir noch einen Blick in die Kapellgasse und in die Straße Am Graben.
Im ersten Haus links (Kapellgasse 1) - um 1730 erbaut - wohnte der Gehägebereiter, der die Aufsicht über Wald und Jagd führte. Das Haus nannte man Jägerhaus und gehörte der Herrschaft.
Der Straßenname ‘Am Graben‘ weist auf den Graben zwischen der inneren und mittleren Stadtmauer hin. Erst vor ca. 40 Jahren wurde dieser zugeschüttet. Auch anderswo stoßen wir auf ähnliche Namen. Der Katzengraben ist genannt, auch Gärten am Graben.
Die Gräben gehörten zur Stadtbefestigung.